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Blutmond: Zwischen dem Ich und dem Du

Blutmond ist ein passender Name für das, was uns zu diesem Vollmond erwartet. Ich freue mich immer auf den Vollmond, denn Themen werden zum Abschluss abgebracht. Bevor der Neumond neue Themen aufwirft.

Blutmond heißt dieser Mond, da sich der Mond während der Mondfinsternis rot färbt. Ein wunderschönes Spektakel am Himmel, das wir hoffentlich in seiner ganzen Pracht bewundern dürfen.

Der Name Blutmond passt auch wunderbar, denn der Mond steht im feurigen Zeichen des Widders und die Sonne in der Waage. Der Herbst nähert sich, die Nächte werden wieder länger. Das heißt, wir kehren wieder mehr in uns zurück. Themen dieser Zeiten sind Beziehungen, Austausch, Kommunikation und Kontakt.

Welche Themen bringt der Blutmond?

Egoismus und Nachgeben

Jetzt geht es darum: Was möchte ich? Was brauche ich? Wo stehe ich? Ich finde, eine gesunde Portion Egoismus ist hilfreich. Die Sonne in der Waage hilft die nötige Balance zu finden zwischen dem ICH und dem DU. Bekommt dein Partner, das was er braucht? Wann habt ihr das letzte Mal eure Bedürfnisse zusammen gecheckt? Oft vermeiden wir solche Gespräche aus Angst davor, was wir vielleicht dann hören. Jetzt ist eine gute Gelegenheit für Klarheit. Warte nicht bis ein Tsunami von Emotionen ausbricht und es schwer ist, das Verhalten und die Richtung der Beziehung zu ändern.

Macht und Annehmen

„Das eine steht in unserer Macht, das andere nicht. In unserer Macht stehen: Annehmen und Auffassen, Handeln-Wollen, Begehren und Ablehnen – alles, was wir selbst in Gang setzen und zu verantworten haben. Nicht in unserer Macht stehen: unser Körper, unser Besitz, unser gesellschaftliches Ansehen, unsere Stellung – kurz: alles, was wir selbst nicht in Gang setzen und zu verantworten haben.“

– Epiktet, Handbüchlein der Moral, 1

Was ist in deiner Macht? Was kannst du verändern? Wichtig ist zu unterscheiden, was du verändern kannst und was nicht. Mit dem Kopf durch die Wand bringt nur Kopfschmerzen. Deinen Partner kannst du nicht verändern – du kannst aber dich verändern und deine Einstellung. Bleibe in der Gegenwart – im Moment. Die Vergangenheit ist schon vorbei, die Zukunft ist noch nicht passiert. Veränderungen, die auf die Zukunft zielen, sind schwer.

Wut und Diplomatie

Alles, was noch in uns gärt und brodelt, kann jetzt ungezügelt aus uns herausplatzen. Die letzte Zeit war sehr intensiv, vieles aus der Vergangenheit war zu bewältigen. Alles, was noch keine Klärung erfahren hat, möchte es jetzt wissen. Allerdings mit der Energie von Wut. Wut ist nicht negativ. Es ist wie ein Vulkan, der feurig ausbricht und sich zu einem Strom ergießen möchte. Wenn wir diesen Vulkan mit zu frühem Verzeihen, mit geheucheltem Frieden oder falsch gemeintem Positivismus unterdrücken, dann verhindern wir den natürlichen Flow. Der Vulkan dreht sich gegen uns oder explodiert nach außen gegen Unschuldige. Es ist besser, die Wut auszudrücken, wenn sie auftaucht – nicht destruktiv – sondern auf eine authentische Art und Weise in einem sicheren Raum. Wut ist nicht der Feind – sondern unangebrachte Wut.

Das ist auch ein großes Thema für mich. Ich habe lange gebraucht, um meine Wut anzunehmen und mir die Erlaubnis zu geben, wütend zu sein und es auch zu zeigen. Auch war es schwer für mich – manchmal ist es das auch immer noch – mit der Wut des anderen umzugehen.

Innen und außen

Hier wird es ein wenig tricky. Einerseits geht es um die Innenschau, die Abgrenzung vom Außen und andererseits um die Verantwortung nach außen.

Die stete Frage „bin ich gut genug?“, „gefalle ich meinem Partner?“, „bin ich okay so wie ich bin?“ hört nie auf. Es ist immer das Bedürfnis, die Bestätigung von außen zu bekommen. Der Wille und der Wunsch zu gefallen. Doch mit dem Wunsch nach Anerkennung und Wertschätzung von anderen nimmt man sich auf der anderen Seite die Chance sich wirklich zu zeigen und wirklich gesehen zu werden. Das heißt, man kann das Bedürfnis nach Wertschätzung und Anerkennung nicht befriedigen, wenn man sich verstellt.

An diesem Punkt stellt sich nicht die Frage „bin ich gut genug?“. Die Frage lautet daher: „bin ich gut genug für mich? Kann ich mich so annehmen wie ich bin – in dem Moment, in dem ich gerade bin?“

In dieser Mondphase braucht es gerade ein wenig Innenschau und auch ein wenig Egoismus. Sich mal an die erste Stelle setzen, doch gleichzeitig die anderen nicht vergessen. Ziehst du dich aus deiner Beziehung, aus deinem Freundeskreis, aus deinem beruflichen Team stillschweigend zurück, entsteht ein energetisches Loch. Es ist Teil der Dynamik, dass man gleichzeitig eine vollständige Person ist, aber auch ein Teil des Ganzen – einer Einheit. Der andere muss in dem Moment des Rückzuges mehr tragen und halten. Sei nicht verwundert, wenn sich der andere dann ebenfalls zurückzieht und Grenzen zieht. Da schließt sich der Kreis und es geht zurück auf den Anfang. Sprich über deine Bedürfnisse, sprich über deinen Wunsch nach Innenschau und Rückzug – bevor die Emotionen über dich hereinplatzen wie ein Tsunami.

 

Bild: Fotolia © Romolo Tavani
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