Ampel, Ampelprinzip, Kommunikation, Harmonie

Das Ampelprinzip

Ich lerne gerade im Hundetraining mit Herrn Fietje (Herr Fietje ist mein zauberhafter einjähriger Border Collie) das Ampelprinzip.

 

Grün – alles in Butter

Gelb – Du bist gerade in die falsche Richtung unterwegs.

Rot – * mööööööp*

Grün – alles in Butter

 

Das Spannende sind nicht die Farben, sondern das Tempo, in dem die Ampel bedient wird.

Schnell gibt es ein gelb, wenn die Richtung nicht stimmt und damit auch die Chance, das Verhalten zu ändern.

Passiert es nicht, folgt direkt ein Rot bis die Veränderung da ist. Danach ist alles wieder grün.

 

Normalerweise reagieren wir anders… sammeln alle „negativen“ Reaktionen in unserer Tasse. Sammeln und sammeln, während sich die Tasse langsam füllt.

Und irgendwann kommt noch etwas in die Tasse und wir springen direkt von grün auf rot.

 

Ich gestehe, ich bin schon so ein kleiner Sammler ;-). Oft habe ich Dinge einfach abgehakt unter „das ist doch gar nicht so wichtig“ oder „nimm dich doch nicht so wichtig“ – darüber muss man ja nicht reden. Und so sammelte es sich in meinem Tässchen. Bis meine Ampel auf rot sprang und mir der Kragen platzte. Meine Reaktion war manchmal oder öfters gar nicht angemessen angesichts des gerade passierten Vorfalls.

Sondern einfach drüber – weil meine Tasse voll war.

 

Und danach bleiben wir noch eine Weile auf rot sitzen und schnauben vor uns hin ;-).

 

Kennst du das auch?

Ich habe mir gedacht, ich probiere das Ampelprinzip doch mal nicht nur mit dem Hund aus, sondern auch im zwischenmenschlichen Kontakt aus.

 

Die grüne Phase.

Hier ist alles harmonisch und läuft einfach. Freie Fahrt für alle :-). Da muss ich gar nicht mehr viel zu sagen. 

 

Die gelbe Phase.

Im Straßenverkehr kündigt diese Phase eine Veränderung an und gibt uns Zeit, uns darauf vorzubereiten wie z.B. zu bremsen.

Bei Hunden ist es z.B. eine leichte Vibration der Lefze, die ausreicht, dass der andere Hund einen anderen Weg einschlägt und nicht den Knochen klaut ;-).

 

Bei uns Zweibeinern ist es vielleicht die Frage, wie meinst du das? Oder verstehe ich das gerade richtig? Oder ein …ich weiß nicht, ob ich das in Ordnung finde. Oder ein… es ärgert mich, dass du…Oder ein … geh hier nicht weiter, hier ist meine Grenze.

 

Ich hatte letztens ein Telefonat mit meinem Vater – erst war alles grün, dann wurde es gelb. Mein Vater ist schon a bissel älter (logisch) und hat schon etwas Altersstarrsinn.

Er lag falsch, wusste es auch, aber Umkehren fiel ihm schwer.

Also dachte ich, ich mache jetzt mal Phase gelb.. und sage ihm, das Gespräch nimmt jetzt eine schwierige Richtung, sollen wir ein anderes Mal drüber reden?

Half leider nicht – er blieb auf seinem Kurs ;-).

 

Das ist ein wenig der Nachteil an dem System – Tiere sind einfach viel klarer als wir.

 

Die rote Phase.

Bei Rot gibt es keine Diskussion im Straßenverkehr. Es heißt: bei Rot sollst du stehen!

Hält man sich nicht dran, droht einem ein saftiges Bußgeld oder Führerscheinentzug.

 

Es ist nicht nötig, dass einen der Polizist aus dem Auto zieht und vertrümmt.

Es reicht, wenn es den Betroffenen so stört, dass er sich daran erinnert. Das ist auf jeden Fall tausend Mal besser als ein Unfall mit schlimmen Folgen.

 

Bei manchen Menschen ist die rote Phase dann Liebesentzug oder Gewalt – was beides grausam ist.

Im Tierreich wird sich mächtig aufgebläht und viel Qualm gemacht, ohne dass dem anderen ein Haar gekrümmt wird. Es geht nicht darum, den anderen klein zu machen oder demütig zu machen, sondern nur darum, eine Veränderung herbeizuführen.

Im zwischenmenschlichen Bereich kann es durchaus eine hitzige Diskussion sein, ein klares Ansagen „hier bist du zu weit gegangen. Da hast du meine Grenze überschritten. Das ist absolut nicht okay für mich.“ Ein reinigendes Gewitter sozusagen….

 

Zurück zu dem Gespräch mit meinem Vater, nachdem ich ihm sagte, er überschreitet jetzt meine Grenze und strapaziert mein Verständnis – legte er auf. Höchst unbefriedigend ;-).

 

Die grüne Phase.

Wie nochmal grün? Ja, und das ist die wichtigste Phase überhaupt.

Nach Rot und Klärung springt die Ampel wieder auf grün. Damit alles wieder fließen kann.

 

Bei meinem Vater hat es bis zum nächsten Tag gedauert ;-). Wir sind aus der roten Phase zurück in die gelbe Phase gegangen, haben es geklärt und unsere Ampeln wieder auf grün gestellt.

 

 

Wie funktioniert deine Ampel?

Es gibt Menschen, die von grün direkt auf rot schalten (von 0 auf 100 in zwei Sekunden) oder welche die in der Warnstufe gelb dauerhaft blinken (Achtung, Achtung! Ich muss aufpassen!).

Oder die von gelb direkt auf rot und wieder gelb schalten (Vorsicht…mit mir ist nicht gut Kirschen essen).

Oder die dauerhaft grün blinken (Mit mir kann man es ja machen).

Ich bin eher der Typ, ganz lange grüüüüüün während ich innerlich anfange zu kochen bis mir der Kragen platzt und es rot ist.

Wie funktioniert deine Ampel? 

Mit Herrn Fietje habe ich festgestellt, dass das Ampelprinzip für uns beide super viel Klarheit und Ruhe reinbringt. Ich schalte schnell, wenn es sein muss, auf die gelbe Ampel und ggf. auf die rote Ampel – aber genauso schnell bin ich wieder in der grünen Phase. Es ist reiner und leichter in der Kommunikation, weil von mir eine Menge an aufgestauter Emotion und Gedanken weg ist.

 

 

 

PS: Ich danke sehr Anne Krüger-Degener für das Ampelprinzip. Buchtipp: Wenn Hunde lachen.

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