Du fühlst dich die meiste Zeit ganz gut. Die meisten Menschen denken von dir, du bist stark und hast alles im Griff. Häufig kommen Menschen zu dir und suchen deinen Rat, deine Unterstützung. Und vielleicht bist du müde. Ich rede jetzt nicht von dem „ich bin zu spät ins Bett gegangen“-müde. Sondern ich rede von dem Müde Sein, deine Fassade aufrechtzuerhalten. Dieses Spielen, dass es dir mehr als gut geht, dass es dir großartig geht.
Das macht nicht nur müde. Es ist auch verdammt anstrengend!
Und vielleicht bist du genervt (oder mehr als genervt). Und verärgert. Und frustriert. Und einsam. Und du hast es satt, als Macherin und als die Starke angesehen zu werden.
Vielleicht denkst du, ich habe bei dir Mäuschen gespielt und dich ausspioniert. Doch die Wahrheit ist, ich weiß es, weil ich selbst in dem Zustand war. Ich habe Jahrzehnte damit verbracht, all die Dinge zu tun und zu sein, die ich gerade beschrieben habe. Und daran arbeite ich immer noch jeden Tag und übe.
Ich mache dir Feuer und gebe dir gleichzeitig einen warmen geborgenen Hafen. Ich bin deine halbharte und halbliebe Anfeuerin. Und ich kann es, weil die Frau, die ich oben beschrieben habe, ich selbst war. Und weil ich mein Leben veränderte.
In 2007 habe ich meinen Tiefpunkt erreicht. Meine Beziehung scheiterte auf unschöne Art und Weise. Mein damaliger Partner hat mich nicht nur betrogen und belogen, sondern auch bestohlen. Ich hatte mich komplett von meinen Freunden zurückgezogen und selbst meine Arbeit bereitete mir keine Freude mehr. Ich schämte mich und fühlte mich als Versagerin. Alles war trostlos in mir und nach außen hielt die Fassade der starken Frau aufrecht. In einer ganz dunklen Nacht als ich weinend in meinem Bett lag und eine Freundin anrief, die meinen Ratschlag wollte ohne zu fragen, wie es mir geht, wurde mir schlagartig klar. Mein Leben braucht eine neue Richtung. Eine massive Veränderung. Ich war in meiner dunkelsten Zeit und ich fühlte mich nur noch leer und ausgebrannt an. Trotzdem hatte ich noch einen Funken Hoffnung und ich bat das Universum um Unterstützung.
Ich fühlte, ich habe stattdessen was viel großartigeres verdient. Allerdings hatte ich keine Ahnung, wie ich dahin kommen sollte. Ich brauchte Hilfe und Unterstützung von außen.
Und als ich diese Reise startete und der Nebel sich klärte, war ich überwältigt, von der Erfahrung, dass ich nicht alleine bin. Da sind andere Frauen genau wie ich. Vielleicht hatten sie nicht einen Partner gehabt, der Spieler war, aber ich war mich sicher, sie sind durch ihre eigene Hölle gegangen. Und sie lebten ihre Tage wie ich sie gelebt habe, suchend nach Liebe, mit dem Streben nach Perfektionismus, mit dem Flüchten in die Isolation, mit dem sich betäuben und ablenken, mit dem Aufrechterhalten der Fassade. Und nicht zu vergessen das ständige Vergleichen mit anderen Frauen und dabei zu denken, jeder hat sein Leben in Griff und ist glücklich und erfolgreich – nur sie nicht. Das Gefühl, niemals mit den anderen mithalten zu können, so dass sie sich noch und noch mehr anstrengten und immer härter und gemeiner zu sich selbst wurden. Dieser Kreislauf stoppt niemals, wenn du nicht einen Ausweg findest.
Perfektionismus, Kontrollbedürfnis, Isolation, nach Anerkennung und Gefallen streben und sich vergleichen beginnt mit der Art, wie wir mit uns selbst reden. Wie redest du mit dir?
Und manchmal ist es wirklich schwer, wenn du das Licht anmachst und siehst was wirklich passiert