
Wenn Geduld nicht deine Stärke ist
Geduld ist nicht definitiv nicht meine Stärke. Manchmal sage ich so gar, bei mir ist gar kein G-Punkt installiert (Geduldspunkt – nicht was du denkst ;-) ).
Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass mein Mangel an Geduld für erhebliche Frustration bei den Menschen, die mich kennen und lieben, verantwortlich ist.
Aber niemand war frustrierter als ich, weil ich weiß, dass meine Ungeduld das, was ich so sehr möchte, in weite Ferne rücken lässt.
Ungeduld ist eine meiner Lebenslektionen und absolut keine meiner Lieblingslektionen.
Es ist etwas, über das ich immer wieder stolpere, um mich daran zu erinnern, dass ich noch nicht am Ziel bin.
An manchen Tagen mache ich das gut.
An anderen Tagen ist mein innerer Speedy Gonzales dafür verantwortlich, dass mein Herz rast und mein Kopf sich aus keinem anderen Grund als dem „Ich will es jetzt“-Fieber dreht.
Ich will es erledigt haben. Ich will, dass es vorbei ist. Ich will das nächste Ding.
Aber ein bisschen ungeduldig zu sein, kann doch nicht so schlimm sein, oder?
Nun, ein bisschen von allem ist normalerweise kein großes Problem, wie heißt es so schön: „die Dosis macht das Gift!“.
Und ja, ich weiß auch: Ungeduld ist ein Antrieb zum Handeln. Sie kann uns helfen, Umstände, die wir nicht wollen, nicht länger zu tolerieren, um Umstände zu schaffen, die wir wollen.
In der Tat scheint Ungeduld in einer Welt, in der wir alles feiern, vom Versand über Nacht bis zur beschleunigten Ausbildung, unsere westliche Art zu sein, Dinge zu tun.
Sie ist ein Antrieb zum Handeln.
Unglücklicherweise habe ich auch festgestellt, dass Ungeduld die Macht hat, die Sache zu verzögern oder zu verstärken, was man unbedingt überspringen will.
Ich habe gesehen, wie Ungeduld die Heilung verzögert hat, weil jemand so überzeugt war, dass er schon längst hätte geheilt sein müssen, so dass er die Arbeit aufgegeben hat (okay, dieser jemand war ich, aber ich habe es auch bei vielen Klienten und Patienten gesehen).
Und ich habe erlebt, dass es die Trauer aus demselben Grund verzögert. Es verstärkt das Gefühl von Dringlichkeit und Frustration.
Das Dazwischen-Sein
Eine ungeduldige Herangehensweise missachtet den Wert und die Bedeutung des Dazwischen-Seins. Das Dazwischen-Sein ist kein angenehmer Punkt, besonders wenn man ungeduldig ist und weiterziehen möchte.
Dazwischen ist der Ort, an dem Veränderung und Wachstum stattfinden.
Es ist der Punkt, an dem wir nicht mehr da sind, wo oder wer wir waren, aber noch nicht da sind oder wer wir werden.
Wenn du das Dazwischen überstürzst, raubst du dir selbst die Inkubationszeit:
Nämlich die kostbare Zeit, die es braucht, bis die Bedingungen für das Wachstum günstig genug sind.
Gras wächst auch nicht schneller, wenn man dranzieht.
Ich hasse diesen Spruch – aber er ist leider wahr.
Es braucht die Zeit, die es braucht.
Was ist mit den Dingen im Leben, die vielleicht länger dauern, als es für dich im Moment akzeptabel ist?
Was ist mit den Dingen, für die es überhaupt keinen anderen Zeitrahmen gibt als den, den du dir in deinem Kopf ausgedacht hast?
Wie um alles in der Welt kannst du das Dazwischen aushalten, wenn dein innerer Speedy Gonzales verzweifelt das Gaspedal durchdrückt?
Nur zur Wiederholung und zum besseren Einprägen – kommst eh nicht drumherum.
Aber wenn wir unser Glück an ein vorherbestimmtes Ergebnis knüpfen, das sich aus unserer Suche ergeben soll, dann kann Glück nicht nur schwer fassbar, sondern fast unmöglich erscheinen.
Auch bekannt als „Ich werde glücklich sein, wenn …“-Syndrom, können wir in einer emotionalen Warteschleife feststecken, weil wir unsere Freude aufschieben, bis wir den neuen Job, die große Liebe, unseren Lebenszweck ….haben.
Ich bin ein stolzer nimmermüder Sucher. Ich möchte nie aufhören zu suchen, denn das befriedigt, meinen Wunsch zu lernen, zu wachsen. Ohne diese Neugier und Suche und Ungeduld wäre ich nicht ständig auf der Suche nach effektiven und schnellen Methoden für meine Kunden.
Ich wäre nie auf die Hypnose gekommen.
Und das wäre sehr schade gewesen, denn ich liebe es, damit zu arbeiten und Veränderungen leicht zu machen ;-).
Es ist kein Allheilmittel – aber ein genialer Brockenschubser, der einen weit nach vorne katapultieren kann, der verschlossene Türen öffnen kann, der neue Möglichkeiten aufzeigt und neue Wege.
Gehen muss man dann schon alleine ;-). Aber keine Sorge, auch dabei halte ich gerne Händchen und schubse in die richtige Richtung und schenke dir Vertrauen, dass manches auch sein Raum und seine Zeit braucht (wenn dein Speedy Gonzales wieder am Gaspedal sitzt).
Lernen und Meistern
Was ist, wenn deine Karriere nicht da ist, wo du gedacht hast, dass sie sein würde, jetzt, wo du 35 ? 46? 53 bist ? Und was, wenn du immer besser werden kannst in deinem gewählten Bereich – dass es so etwas wie einen Experten nicht gibt, weil du ein Künstler bist und immer wieder neu lernst, meisterst und meisterst?
Was ist, wenn du unbedingt den Beruf wechseln willst, aber die Vorstellung, Zeit in das Erlernen eines neuen Berufs zu investieren, dich zurückhält- weil du keine Zeit hast?
Ungeduld hält uns davon ab, Möglichkeiten zu sehen.
Heilen, Trauern,Verzeihen, Wachsen, Verändern, Vertrauen.
Begreife einfach, dass es Dinge auf dieser Welt gibt, die nicht überstürzt werden können oder nicht überstürzt werden wollen. Wie der langsam gekochte Auflauf, das Dreifingerfaultier und die emotionale Verarbeitung. Wie die Schwangerschaft, das Wiedererlernen von Vertrauen und das Definieren von Grenzen für dein Pflege-/Zeit-/Energiebudget.
Speedy Gonzales lebt immer noch in mir, aber ich bin viel besser darin, ihn aus dem Fahrersitz zu schmeißen.
Wenn du die Kontrolle darüber hast, fühlst du dich frei, in deinem eigenen Tempo zu fahren – was auch immer das sein mag.
Wenn es nicht in deiner direkten Kontrolle liegt, dann treffe ich dich in der Geduldsschule, wo wir üben zu vertrauen und gelassen zu bleiben.
