Löwenverstand, Hundeverstand, Achtsamkeit, Ablenkung

Der Löwenverstand und der Hundeverstand

Das Ding mit dem Knochen 

Ich bin gerade dabei etwas Neues zu lernen. Technik-Gedöns. 

Einerseits macht es schon Spaß, andererseits fluche, schimpfe, raufe ich mir die Haare – wenn es nicht so klappt wie ich will. Und v.a. nicht so schnell wie ich will. Der Teufel steckt manchmal in so klitzekleine Details. 

Und wenn ich dann kurz davor bin, alles in die Ecke zu schmeißen und aufzugeben, erinnere ich mich an den Verstand des Löwens. 

Lass mich mal kurz ausholen….

Die Metapher stammt von Larry Rosenberg. 

Stell dir vor, ich halte in meiner Hand einen Knochen und vor mir sitzt ein Hund. 

Ich werfe den Knochen weg. 

Was wird wohl der Hund machen?

Jepp… dem Knochen hinterher rennen! 

Selbes Spiel nur ein Mitspieler ändert sich:

Ich halte in meiner Hand einen Knochen und vor mir sitzt ein Löwe. 

Ich werfe den Knochen weg. 

Was wird wohl der Löwe machen?

Höchstwahrscheinlich mich fressen – aber nicht dem Knochen hinterher jagen. 

Der Unterschied zwischen Hund und Löwe: 

Der Hund (und ich liebe Hunde) aber das muss ich leider so sagen, der kann nicht über den Knochen hinaussehen. 

Der Hund hat einen Tunnelblick und kann nicht über den Knochen hinaus sehen. Es wird ganz einfach: Wenn ich den Knochen kontrolliere, kontrolliere ich die Realität des Hundes.

Beim Löwen ist das natürlich etwas ganz anderes. 

Der Löwe sitzt aufrecht, wenn ich mit dem Knochen winke, und seine Augen schauen über den Knochen hinaus und direkt auf mich. Der Löwe ist gelassen, versteht, dass der Knochen nur ein kleiner Teil einer größeren Realität ist, und hat daher viel mehr Autonomie. Der Löwe kann hinter dem Knochen her sein, er kann dasitzen und mich anstarren, er kann mich fressen.

Der „Knochen“ ist das, was mit unserer Erfahrung in Verbindung gebracht wird. Gehen wir mit dem „Hundeverstand“ oder mit dem „Löwenverstand“ los, wenn Wut aufkommt? Oder wenn wir extrem ängstlich sind, jagen wir dann dem Knochen der besorgniserregenden Gedanken hinterher oder bleiben wir bei uns in der Autonomie? 

Manchmal können wir uns in den Knochen unserer eigenen Geschichten, Gedanken, Bilder, Empfindungen und Emotionen verfangen. (Hypnose ist übrigens ein wunderbares geniales Tool, um alte Geschichten und Emotionen loszuwerden….wollte ich nur mal gesagt haben! Wenn du mehr wissen magst, klick hier).

Wir können uns allen „Knochen“ stellen, die uns in den Weg geworfen werden. Es braucht „nur“ ein wenig Aufmerksamkeit und Achtsamkeit. 

Und wenn du kurz davor bist, alles in die Ecke zu schmeißen …dann frag dich kurz, folgst du da nicht dem Knochen und lässt die größere Realität außer Acht? 

Mir hilft das auf jeden Fall, beim Technikgedöns dranzubleiben – denn es geht ja gar nicht um die Technik, sondern es gehört zu einem Ziel – zu einem größeren Context. 

Also spucke ich jetzt wieder in meine Hände und lass den Knochen Knochen sein und fluche noch a bissel bis ich es geschafft habe. 

Wofür der Knochen noch steht:

Übrigens der Knochen kann für eine Vielzahl von Ablenkungen stehen, hinter denen wir so hinterher jagen und wo wir unser großes Bild aus den Augen verlieren. 

Beim „Löwenverstand“ geht es darum, konzentriert zu bleiben, im Augenblick zu sein und nicht den glänzenden Dingen hinterher zu jagen. Um den „Löwenverstand“ zu trainieren, müssen wir uns darin üben, über den Knochen hinaus zu sehen, über die Ablenkungen hinwegzusehen. Es geht darum, uns selbst zu kennen und unsere Ablenkungen zu finden, die Dinge, denen wir instinktiv hinterher jagen, die aber nicht wirklich wichtig sind – denn der Löwe verliert nie das große Ganze aus den Augen.

Ich habe in meinem Leben definitiv glänzenden Knochen nachgejagt und es passiert auch immer mal wieder.

Jepp, schuldig im Sinne der Anklage.

Wir sind alle sehr beschäftigt, rennen durch unser Leben und werden oft von allen Seiten mit Dingen bombardiert, die das Leben zu bieten hat. 

Wir alle jagen Knochen: Wir werden abgelenkt durch unsere Telefone, den Facebook-Feed, den Fernseher, den Lärm auf der anderen Straßenseite, die Arbeit, das Radio, die Liste kann ich noch ein Weilchen weiterführen … aber du weißt, was ich meine.

Wenn unser Verstand an 20 verschiedenen Orten ist, überall herumspringt, sich nicht konzentrieren kann oder von einer Sache zur nächsten springt, befinden wir uns im Zustand des Hundeverstandes. 

Wenn ich müde bin, fällt es mir viel schwerer, mich zu konzentrieren, und ich lasse mich viel leichter ablenken. Der Schlüssel liegt auch darin, sich selbst nicht zu sehr damit zu belasten. Sein eigener bester Freund zu sein, bedeutet, sich selbst zu beobachten, seine Auslöser zu notieren und daraus für die Zukunft zu lernen. Als Mensch liege ich oft falsch, aber das ist in Ordnung, denn jedes Mal lerne ich dazu, damit es beim nächsten Mal besser klappt, und ich lobe mich immer, wenn ich es richtig mache – das muss ich mir notieren und auch daraus lernen. 

Ich habe überlegt, was meine glänzenden Knochen sind:

  • Ablenkungen, die mir die Zeit stehlen
  • Informationsüberflutung, bei der ich das Gefühl habe, dass ich völlig ausgelaugt bin
  • einschränkende Überzeugungen, vor allem solche, bei denen ich mir Geschichten ausdenke, um sie nicht anzusprechen
  • Nörgeln und negative Gedanken – wir alle lieben ein gutes Nörgeln, aber es ist nicht produktiv, ebenso wenig wie negative Gedankengänge, aber sie lenken unglaublich ab. Vielleicht nicht glänzend, aber definitiv eine Ablenkung.
  • Aufschieberitis (wirklich spannender Artikel über Aufschieberitis)
  • Kleinigkeiten, die nicht wirklich wichtig sind und mich den Blick für das große Ganze verlieren lassen

Und was sind deine Knochen? 

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Live a better life. 

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