
Raus aus der ständigen Selbstoptimierung
Mein Antrieb war die Selbstoptimierung. Ich musste einfach immer besser werden und zufrieden war ich selten. Früher habe ich mich schnell an die Arbeit gemacht und immer an einem „Projekt“ gearbeitet. Normalerweise waren diese Projekte eine Reaktion auf andere Dinge, die nicht genau richtig liefen oder mir Kummer bereiteten. Ich war streng und hart zu mir, wenn ich mit den Dingen und dem Ergebnis nicht zufrieden war. Ich kritisierte mich – und mein Innerer Kritiker hatte Hochkonjunktur.
Das Problem war, dass ich mich nie lange genug ausruhte, um einfach nur auf das zu hören, was mir meine Umstände, meine Situation sagten. Ich nahm mir nicht die Zeit, mit mir zu fühlen, mich zu fühlen, gut zu mir zu sein.
Stattdessen schnappte ich mir Inspirationen aus dem Nichts und machte weiter. Ich sammelte neue Ideen tief aus meinem Inneren und machte ein STRG+ALT+ENT, um die verdammten beschissenen Situationen zu beseitigen. Es funktionierte (und war bis zu einem gewissen Grad notwendig), aber herrje, ich war müde.
„Es ist einfacher, das Pferd in die Richtung zu reiten, in die es geht.“
Irgendwann schnappte ich diesen Satz auf. Erst konnte ich nicht so viel damit anfangen, aber nach und nach entblätterte sich die Weisheit dieses Satzes.
Ich lernte, dass Ausruhen, Zuhören und Akzeptieren viel effektiver war, um mir ein besseres Leben zu schaffen, als ständig im Widerstand zu sein. Es kostete die Hälfte der Mühe und ich machte doppelt so viele Fortschritte.
Vorletzte Woche hatte ich dann noch ein Riesen- AHA -Erlebnis mit Herrn Fietje, meinem kleinen Hundewelpen. Wir hatten einen fürchterlichen Tag gehabt…ich war ständig am Meckern und Schimpfen: „Knabbere nicht das Tischbein an! Knabbere nicht am Schrank! An den Stuhlbeinen! Klau nicht meine Pantoffeln! Oder Schuhe!“ Es ging immer so weiter. Anstrengend für mich, frustrierend für Herrn Fietje…was seine Kooperationsbereitschaft natürlich sehr beeinflusste. Es schaukelte sich bei uns beiden höher und höher. Auch dieser Tag fand irgendwann ein Ende. Doch so einen Tag wollte ich nicht nochmal erleben! Klar hat so ein kleiner Wutz noch Flausen im Kopf und weiß auch noch gar nicht, was er alles darf und nicht.
Unsere Hundetrainerin erklärte uns das Umorientierungssignal. Anstatt dass er weiter am Stuhlbein knabbert und ich schimpfe, hatte ich jetzt ein Signal, das die Handlung unterbrach und ich ihm Alternativen anbieten konnte. Du glaubst gar nicht, wie entspannt es wurde! Mittlerweile sind die Knabbermomente ganz selten geworden!
Auch hier passt der Satz „Es ist einfacher, das Pferd in die Richtung zu reiten, in die es geht.“ perfekt. Ich musste nur ein klein wenig die Richtung ändern, statt gegen das Pferd bzw. den Hund zu arbeiten.
Aber zurück zu dir und mir!
Wie kannst du die Umorientierung für dich nutzen? Wie kannst du ein wenig die Richtung verändern, so dass du leichter durchs Leben reiten kannst?
1. Lass den verdammten Widerstand los
Du weißt ja, „es ist einfacher, das Pferd in die Richtung zu reiten, in die es geht.“
Akzeptiere erstmal die Informationen, die du in dieser Situation erhalten hast. Halte einfach inne und akzeptiere die Nachricht. Setz dich. Atme. Sei dabei. Lass deine Gedanken und deine Gefühle zu Wort kommen.
2. Sei gut zu dir!
Hör dir mit Mitgefühl zu. Sei für dich selbst genauso da wie du für deine beste Freundin da bist. Sei dir selbst deine beste Freundin!
Das ist wirklich wichtig, BEVOR du eine Lösung schaffst, die deine Umstände „verändern“ würde.
So viele von uns sind mit verschiedenen Situationen unzufrieden und wir wollen sie einfach nur beenden, auslöschen, überrennen. Aber die Botschaft dabei nicht akzeptieren. Ablehnen, was die Situation möglicherweise „über uns“ aussagt. Den Schmerz oder das Unwohlsein entfernen, nicht mehr spüren.
3. Nimm die Botschaft an!
Wenn du deine Umstände mit all ihrem Herzschmerz, ihren furchterregenden Fragen und ihrer Unsicherheit wählst….und du dich dafür entscheidest, nicht sofort zu reagieren, kommst du von der Tretmühle der Selbstoptimierung raus. Ich verspreche dir, du wirst nicht an Kraft oder Schwung verlieren, wenn du einfach innehältst und dich auf die Nachricht konzentrierst.
Wenn du dich müde oder ausgebrannt oder verwirrt fühlst, ist das dein Zeichen, für einen Moment innezuhalten und zu atmen. Es ist dein Umorientierungsignal. Nicht weiter in die Erschöpfung zu gehen, sondern mal anzuhalten und innezuhalten.
Nicht die Geschichte, die du dir über deine Umstände ausgedacht hast, sondern das WIRKLICHE du, das so viele gute Dinge für dich selbst will. Die reine, kindliche Energie, die immer noch in dir ist, ist dein Geheimnis, um dein Leben zu verändern. Nicht nur deine Umstände, sondern dein Leben.
Akzeptiere die Botschaft und hören wirklich auf deine Umstände, deine Gedanken und deine Gefühle dazu. Und von dort aus wirst du wissen, was du erschaffen musst und wer du SEIN musst, um vorwärts zu kommen.