
Öffne die Türen für Menschen
Mein Beitrag zur Blogparade „Wenn Türen sich öffnen“ von Kiwi Pfingsten.
Für mich sind die Türen immer verbunden mit Menschen. Es gibt Menschen, die ihre Türen weit aufgemacht haben und ich dankbar bin, dass ich hindurch gegangen bin. Menschen, die ihre Türen für mich zugemacht haben. Menschen, durch deren offene Türen ich nicht gehen wollte. Menschen, für die ich die Tür zugemacht habe. Menschen, für die ich die Tür aufgemacht habe.
Sich weiterentwickeln – persönlich wie beruflich – hat immer damit zu tun, inwieweit sich man neuen Dingen, neuen Menschen und neuen Sichtweisen öffnet. Dazu braucht es Neugierde und Mut. Neugierde habe ich eine Menge, mutig bin ich nicht immer. Doch glücklicherweise gibt es auch Türöffner, die einen unterstützen.
„Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.“ Henry Ford
Die Türschließer
Bestimmt hast du solche Türschließer auch schon kennengelernt. Bei mir war es mein Deutschlehrer, der in der Grundschule meine langen Aufsätze nicht lesen wollte. Der Deutschlehrer auf dem Gymnasium, der mir einimpfte, in der Kürze ist die Würze. Ich nahm den Satz aus der Schule mit – schreib nicht so viel, es interessiert niemanden. Mittlerweile blogge ich und du liest und manchmal kommentierst du auch. Diese Tür habe ich wieder aufgemacht in mir. Die Tür öffnet sich nicht leicht, sie knarrte, hatte einen Schnappmechanismus, fiel immer wieder zu. Doch mit Klarheit und Durchhaltevermögen öffnete sich diese Tür.
Oft unbewusst und unbeabsichtigt werden wir auch selbst zu Türschließer. Wir bewerten, packen andere in eine Schublade – „das kannst du nicht! Das liegt dir nicht!“.
Die Türöffner
Oha, da gab es viele. Viele Menschen haben mir Türen zu mir und zu unterschiedlichen Welten geöffnet. Wo ich das gerade schreibe und es mir bewusst wird, durchströmt mich eine tiefe Dankbarkeit. Ich beschränke mich mal auf eine handvoll liebenswerter Menschen.
Meine Kindergärtnerin hat mir die Tür zum Wissen geöffnet. Sie hat mich ermutigt, Fragen zu stellen, mir alles beigebracht, was ich wissen wollte. Meine Neugierde angetrieben. Sie hat mir das Lesen beigebracht.
Die Sprachheilpädagogin, die mir die Welt der Logopädie und ihre Vielfalt zeigt. So dass mir klar wurde, dass werde ich zu meinem Beruf machen.
Mein erster Mentor und Coach, der mir zeigte, es gibt noch mehr – viel mehr zu entdecken als die Logopädie und das noch viel mehr in mir steckt.
Meine liebe Mastermind-Partnerin, die mich manchmal ordentlich auf den Hosenboden setzt, damit ich weitere Türen aufmachen.
Bücher und Seminare, die mir neue Welten eröffneten und Türen in mir aufmachten.
Die geschlossene Tür
Manchmal geht es nicht weiter in der Beziehung, in der Freundschaft und im Job. Der Zustand ist verfahren. Man ist verletzt, erschöpft, wütend, traurig, verzweifelt. Man verletzt sich gegenseitig und der Schmerz sitzt tief. Manchmal erkennt man, so kann es nicht weitergehen mit uns. Alle Bemühungen, etwas zu retten, scheitern. Innerlich sind schon die Türen verschlossen. Da ist es manchmal besser, auch nach außen die Tür zu schließen. Ich bin ein guter Türschließer, auch wenn es mir innerlich das Herz bricht. Oft schaut man lange auf die geschlossene Tür und trauert, dabei bemerkt man oft gar nicht wie sich schon längst andere Türen geöffnet haben. Und wer weiß, vielleicht öffnet sich auch einiges Tages die Tür wieder?
Meine Türen in mir
Es gibt nicht im außen Türen, sondern auch Türen in einem selbst. Türen zu wunderschönen Räumen, in denen alles glänzt und blinkt und aufgeräumt ist, in denen man andere gerne herzlich willkommen heißt. Türen zu Räumen, die einer Rumpelkammer gleichen. Türen zu Zimmer, die kalt und verlassen sind. Dann gibt es noch die fest verschlossene Tür mit dreifachem Sicherheitsschloss und Alarmanlage und dämonischen Wachhunden, in dem Zimmer sitzen traurig und verlassen der Schmerz, die alten Verletzungen. Wehe, es wagt einer sich in die Nähe dieser Tür. Dann werden die dämonischen Wachhunde losgeschickt und die Person vertrieben. Und es gibt Türen, von denen man gar nicht selbst weiß, dass es sie gibt. Bis man selbst oder einer anderer an dieser Tür klopft.
Ich weiß nicht, wie es bei dir ist. Bei mir war lange Zeit alles gut. Mein Leben, meine Beziehung, mein Beruf lief. Es funktionierte bis auf ein paar Kleinigkeiten. Ich habe mein Leben gelebt ohne mich groß mit meinen Wünschen und Bedürfnissen zu beschäftigen. Das Leben war einfach so – ich kannte es nicht anders. Ich habe mich damals auch nicht getraut, bestimmte Dinge an- oder auszusprechen. Ja, ich habe mich so gar teilweise geschämt, bestimmte Dinge überhaupt zu denken. Mein Dämmerschlaf wurde jäh beendet, als ich vor den Trümmern meiner Beziehung stand. Und damit ich das Signal auch wirklich verstand, wurde ich komplett mit einem Bandscheibenvorfall ausgeknockt. Die Zeit bis zur Operation verbrachte ich im beruhigenden gedämpften zugedröhnten Zustand. Doch nach der OP erst mal unfähig, den Alltag wieder aufzunehmen, musste ich mich meinen Gedanken und meinen Gefühlen stellen. Eine Tür ging auf – nee, ein Riesentor: Ich spürte plötzlich intensive Gefühle von Angst, Wut, Hass, Zorn, Traurigkeit, Hilflosigkeit und Schuld in mir. Es war einerseits grausam von diesen Gefühlen überrannt zu sein und es fühlte sich dunkel an. Doch andererseits war es gleichzeitig so lebendig wie noch in mir. Hey, die Party war nicht außen – sie fand in mir und für mich statt. Ich wurde aufgerüttelt, durchgeschüttelt und doch entdeckte ich den Boden unter meinen Füßen. Meine Wurzeln. Meine Kraft. Eine wunderschöne Tür ging für mich auf. Hier waren auch Türöffner für mich da. Zeiten der Stille, Bücher, Seminare und Coachings halfen mir, mich auf meine Gefühle einzulassen und meinen Kompass für meine Bedürfnisse und Wünsche zu finden. Zwischendurch bin ich auch durch manche falsche Tür gegangen. Doch heute bereue ich nichts. Das Leben und die Liebe eröffnet sich immer wieder in neuen Facetten. Es ist wunderbar. Und die größte Tür, die ich auf diesem Weg aufgemacht habe, war die Tür aus meinem Kokon. Eine dieser Türöffnerin war Brené Brown. In ihrem Buch „Verletzlichkeit macht stark“ zitiert sie Theodor Roosevelt:
„Es ist nicht der Kritiker, der zählt,
nicht derjenige, der aufzeigt, wie der Starke gestolpert ist
oder wo der, der Taten vollbracht hat, sie hätte besser machen können.
Die Anerkennung gebührt dem, der wirklich in der Arena ist;
dessen Gesicht verschmiert ist von Staub und Schweiß und Blut;
der tapfer strebt;
der irrt
und wieder und wieder
scheitert,
denn es gibt keine Anstrengung ohne Irrtum und Fehler;
der jedoch wirklich danach strebt, die Taten zu vollbringen;
der die große Begeisterung kennt,
die große Hingabe,
und sich an einer würdigen Sache verausgabt;
der, im besten Fall, am Ende den Triumph der großen Leistung erfährt;
und der,
im schlechtesten Fall,
wenn er scheitert,
zumindest dabei scheitert, dass er etwas Großes gewagt hat,
so dass sein Platz niemals bei den kalten und furchtsamen Seelen sein wird,
die weder Sieg noch Niederlage kennen.“
Was hindert dich die Tür zur Arena öffnen?
Es sind nicht die Kritiker im außen. Es sind die kleine Monster in uns mit ihren kleinen gemeinen Stimmen, die uns zuflüstern:
– du bist nicht gut genug, du bist nicht hübsch genug, nicht klug genug, nicht talentiert genug
– du hast nicht studiert, du hast noch nicht genügend Zertifikate gesammelt (oh, das ist mein Lieblingsmonster!)
Oh ich weiß, es klingt verlockend und so verführerisch zu sagen: Ich stelle mich der Herausforderung, der Arena und wage es, so bald ich perfekt bin, das xte Zertifikate in der Tasche habe und dann gehe ich raus und rocke! Und die Tür der Arena nicht zu öffnen.
Doch die Wahrheit ist, es wird nie passieren. Denn egal wie perfekt und wie 1000%ig du alles abgesichert hast, du wirst immer wieder vor der Tür mit deinen Kritikermonster diskutieren. Das ist nicht das, was ich mir für dich wünsche.
Es gibt dich nur einmal in dieser Welt. Und wenn du es nicht sprichst, bleibt es für immer ungehört.
Also stell dich an die Tür zur Arena mit aller deiner Kraft und mache sie auf. Wage es!
Aus dem Schutz und mutig ins L(i)eben! Ich habe gelernt, dass es sich einerseits der Mut auszahlt, seinen Kokon zu verlassen und Menschen in sein Leben und in seine verschiedenen Zimmer einzuladen. Dass es andererseits genauso wichtig ist, auszuwählen, welche Menschen so nahe sein dürfen. Die Verbindung und die Nähe über den Schutz zu stellen, den Mut über die Bequemlichkeit und die Verletzbarkeit über das Verstecken.
Ich freue mich auf deine Kommentare und Gedanken. Was ist deine Arena? Wie gehst du mit den Türen in deinem Leben um?
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