
Weihnachtsvollmond: Vertrauen
Am 25. Dezember stehen sich die Sonne im Steinbock und der Mond im Krebs zum Vollmond gegenüber. Es ist ein besonderer Vollmond – der erste Vollmond nach 38 Jahren zum Weihnachtsfest. Weihnachten steht im Zeichen der Familie, dazu passt das familiäre Krebszeichen.
Das große Thema dieses Mondes bezieht sich auf die familiäre Strukturen, auf die emotionale Bedürfnisse und Sicherheit und das Gefühl der Verbundenheit. Übergeordnet steht das große Thema Vertrauen, dem ich mich heute auch ausführlich widmen möchte.
Die schönste Definition, die ich gefunden habe:
Brené Brown schreibt in ihrem Buch „Verletzlichkeit macht stark“ über die Metapher des Murmelglases. Ich finde das Bild einfach grandios.
Wenn wir über Verrat in der Metapher eines Murmelglases nachdenken, stellen wir uns wohl jemanden vor, der etwas so Schlimmes tut, dass wir gezwungen wären, das Glas zu nehmen und jede einzelne Murmel hinauszuwerfen. Was ist der schlimmste Vertrauensbruch, den Sie sich denken können?….
Wenn ich mich für die Form des Verrats entscheiden müsste, die sich aus meinen Untersuchungen am häufigsten herausgeschält und das Band des Vertrauens am gefährlichsten unterminiert hat, würde ich das Disempowerment nennen.
Wenn Menschen, die wir lieben oder mit denen wir emotional tief verbunden sind, aufhören, sich für uns zu interessieren, uns Aufmerksamkeit zu schenken, in die Beziehung investieren und für sie kämpfen, beginnt sich das Vertrauen aufzulösen, und allmählich bildet sich das Terrain, auf dem Schmerz und Kränkungen ihre destruktive Wirkung entfalten können.
Doch ist es die richtige Konsequenz, wenn Vertrauen enttäuscht wird, das ganze Murmelglas auf den Boden zu leeren?
Ehrlich gesagt, bin ich immer ein wenig radikal gewesen. Wenn mein Vertrauen enttäuscht wurde und ich verletzt wurde, dann habe ich das ganze Glas Murmeln auf den Boden geworfen. Ich sah zu, wie es in 1000 kleine Stücke zerbricht. Unwiderruflich! Aus und vorbei! Und wenn es richtig schlimm war, dann habe ich die umliegenden Gläser anderer auch noch hingeworfen. Kollektive Haftung! Schließlich geht es hier um meinen Schutz!
So sehr verletzt mich keiner mehr!!! Jedes Mal, wenn ich das gesagt habe, habe ich mich weiter verschlossen, weniger gefühlt und mehr betäubt. Ich bin dem Irrglauben erlegen – jetzt bin ich stark! Doch in mir war es nur noch dumpf und kalt. Jetzt bin ich stark, in dem ich zulasse, dass du mir nahe kommst, dass du mich verletzen kannst.
Das Problem ist, wenn ich mir keine Gedanken darüber mache, was andere denken und mich abschirme, um nicht verletzt zu werden, dann verliere ich die Fähigkeit, mich mit anderen zu verbinden und wirklich in Kontakt zu sein. Wenn ich mich jedoch darüber definiere, was andere über mich denken, verliere ich den Mut, mich in meinen Facetten und in meiner Verletzlichkeit zu zeigen.
Ohne Vertrauen kann es keine bedeutungsvolle Verbindung zwischen Menschen geben.
Das gilt in allen Bereichen :
Wie sehr vertraue ich mir selbst? Wie sehr vertraue ich dem Leben? Wie sehr vertraue ich meinem Partner? Wie sehr vertraue ich meinen Freunden? Wie sehr vertraue ich meinen Kollegen, Geschäftspartner, Kunden?
Vertrauen ist ein großes Wort! Die wundervolle Brené Brown erzählt in dem Video von ihrer Tochter, die ein Geheimnis mit ihren Freunden geteilt hat. Diese Freunde erzählten es weiter und die ganze Klasse erfuhr davon. Sie kam zu der Schlussfolgerung, ich vertraue niemanden mehr. (Hach, ich liebe wie ehrlich, Brené Brown ihre erste Gedanken schilderte „du hast sooo recht!“). Doch sie erklärte ihrer Tochter das Bild des Murmelglases. Du teilst deine Geschichten mit Personen, die schon Murmeln in dem Glas gesammelt haben.
Doch wie kommen die Murmeln nun in das Glas?
Es sind gar nicht die großen Gesten, die Vertrauen nur erschaffen können. Es sind diese klitzekleinen Aufmerksamkeiten. Dass sich jemand erinnert, an das, was du der Person erzählst hast und nachfragt. Dass sich jemand an den Namen deiner Kinder oder deines Partners erinnert. Kleine Gesten. Oder auf der Arbeit einfach mal innehält und sieht, dass es dir nicht gut geht und sich erkundigt und dir vielleicht auch etwas Arbeit abnimmt.
John Gottmann hat eine wunderschöne Geschichte dazu. Eines Abends las er einen spannenden Krimi. Nur noch die letzten Seiten fehlten. Er ging ins Bad, um sich bettfertig zu machen. Und dann wollte er den Schluss des Buches lesen. Doch im Bad traf er seine Frau. Sie schien betrübt zu sein. Und er stand vor der Wahl – das spannende Finale des Krimis oder bei seiner Frau zu sein. Es sind diese kleinen Entscheidungen, die Murmeln in das Glas bringen.
Wie oft stehen wir vor der Entscheidung? Und wie oft entscheiden wir uns für den anderen und fürs Vertrauen?
Vertrauen bedeutet auch, sich authentisch zu zeigen.
Ehrlich zu sein. Ohne Maske.
Und das geht nicht immer von heute auf morgen. Es sind kleine Schritte. Es ist ein Prozess. Deswegen ist dieses auch mein letzter Vollmond-Post. Der Vollmondbeitrag war für mich immer eine Möglichkeit, meine Gedanken, meine Gefühle, meine Wahrnehmung ungefiltert aufzuschreiben. Der Vollmond gab mir Freiheit, offen zu sein. Ganz ich selbst zu sein. Ich bin zu tiefst dankbar für diese Erfahrung. Der Vollmond war mein Kokon, mein persönlicher Schutz. Meine Maske. Ich brauche ihn nicht mehr. Er hat mich gelehrt auf mein Innerstes zu hören, es zu fühlen und nach außen zu tragen. Danke Vollmond – ich vertraue mir!
Danke dir für dein Vertrauen!
Von Herzen liebe Grüße
Veronika